Heizen mit Fernwärme: Kosten, Vor- und Nachteile
Die Abwärme von Industrie und Co. als Heizwärme zu nutzen, ist eine nachhaltige Form des Heizens. Unsere Energieeffizienzexperten beraten Sie ausführlich darüber, ob Ihre Immobilie an das Fernwärmenetz angeschlossen werden kann. Informieren Sie sich jetzt!
Neben Solaranlage und Wärmepumpe gibt es noch weitere Heizungsmöglichkeiten, die gleichzeitig effizient und umweltbewusst sind. Fernwärmesysteme funktionieren am besten in dicht besiedelten Städten – durch das Rohrsystem müssen Sie sich nicht um die Wartung kümmern. Was Fernwärme genau ist, worauf es dabei ankommt und wie Sie als Hauseigentümer mit Fernwärme heizen können, erfahren Sie von Enter.
Das Thema kurz und kompakt
Was versteht man unter Fernwärme?
Bereits die Römer nutzten ausgeklügelte Wärmenetze aus Leitungen und Becken, um Haushalte mit fließendem, warmem Wasser zu versorgen und zu heizen. Hier stammte das heiße Wasser aus Thermalquellen, welches geschickt in die Häuser geleitet wurde. Das Prinzip der Fernheizung ist noch heute das gleiche: Von einem Heizwerk ausgehend wird Wärme, meistens als heißes Wasser, über erdverlegte, isolierte Rohrleitungen in die Häuser transportiert.
Das Wasser dient hierbei als Medium, das in einem Kreislauf bewegt wird. Das bedeutet: Es gibt einen Vorlauf und einen Rücklauf. Die gewonnene Wärme wird zunächst an das Wasser abgegeben und dann am Wohnhaus verwendet. Das abgekühlte Wasser fließt zurück zum Kraftwerk, wo der Prozess erneut beginnt.
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Wo wird Fernwärme produziert?
Fernwärme wird herkömmlicherweise in großen Heizkraftwerken mit KWK-Kopplung hergestellt. KWK-Kopplung ist die „Kraft-Wärme-Kopplung” und beschreibt die doppelte Funktion dieser Heizkraftwerke. Oft werden in diesen Blockheizkraftwerken gleichzeitig Strom und Wärme produziert. Die Wärme wird dabei als Nebenprodukt der Stromproduktion gewonnen und abtransportiert. Übrigens: Auf die gleiche Weise wird auch Heizwärme für Nahwärmenetze gewonnen.
Momentan wird der Großteil der Fernwärme zwar noch aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas gewonnen – der Umstieg auf erneuerbare Wärmequellen ist aber vollends möglich und in den nächsten Jahren geplant. Bereits jetzt gibt es Fernwärme-Anlagen, die auf Basis von Biogas Wärme erzeugen und damit nachhaltig arbeiten.
Neben Blockheizkraftwerken wird auch die Abwärme bei der Müllverbrennung oder aus der Industrie gewonnen. Teilweise gibt es auch groß angelegte Solarthermie-Anlagen und Wärmepumpen, die Wärme produzieren und so mehrere Haushalte mit Fernwärme versorgen.
Fernwärme-Kraftwerke können allerdings nur in einem bestimmten Umkreis (bis zu 30 km) Haushalte versorgen, da während der Transportwege Wärme verloren geht. Darüber hinaus sind Kunden an einen einzelnen Anbieter in der Umgebung gebunden und haben normalerweise nicht die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Unternehmen zu wählen. Das liegt daran, dass das Fernwärmenetz in Monopolstrukturen aufgebaut ist. Das bedeutet, dass es nur wenige Unternehmen in Deutschland gibt, die Fernwärme anbieten, wodurch der Wettbewerb eingeschränkt und die Preise kontrolliert werden.
Übrigens: Die lokale Versorgung in einem Umkreis von wenigen 100 Metern wird auch „Nahwärme” genannt. Je mehr Leute also auf dieser Fläche wohnen und Fernwärme beziehen, desto besser und günstiger wird es für alle Verbraucher.
Welche Bedeutung hat Fernwärme als Heizungsquelle?
Neben Öl und Gas ist Fernwärme bereits jetzt die dritthäufigste Heizart in Deutschland – etwa 14 % der deutschen Haushalte bezieht Warmwasser und Heizung über Fernwärme. Durch die doppelte Funktion der Blockheizkraftwerke ist Wärme gewissermaßen ein Beiprodukt der Stromerzeugung. Auch wenn hier fossile Brennstoffe genutzt werden, bedeutet die Weiterverwendung der dabei anfallenden Wärme, dass zumindest für den Wärmegewinn nicht zusätzlich CO₂ freigesetzt wird.
Als besonders wandelbare Energiequelle können Fernwärme-Kraftwerke zukünftig vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Bis 2030 sollen mindestens die Hälfte aller Fernwärme-Werke mit erneuerbaren Energieträgern produzieren. Die Bundesregierung sieht also in der Fernwärme eine zukunftsfähige, grüne Art zu heizen – deswegen soll der Umstieg auf Fernwärme jetzt vorangetrieben werden. Auf diese Weise ist zum Zeitpunkt der vollständigen Umstellung auf erneuerbare Energien bereits das gesamte Fernwärmenetz gut ausgebaut und angeschlossen.
Wie kommt Fernwärme zum Kunden?
Unabhängig von der Art des Kraftwerks wird die Wärme auf die gleiche Weise zum Verbraucher transportiert. Dafür werden gut isolierte Rohre in der Erde oder überirdisch verlegt, durch die das heiße Wasser läuft. Die Wärmeübergabe erfolgt dann über eine sogenannte Übergabestation oder Kompaktstation. Diese Übergabestation ist der Ort, an dem die Fernwärme in den Heizkreislauf der Verbraucher eingeschleust wird. Das Wasser zum Transport bleibt also immer im Fernwärmenetz und wird nicht verwendet. Man spricht auch von einer hydraulischen Trennung der beiden Systeme. Das gilt auch für Niedertemperaturnetze – diese arbeiten mit weniger hohen Temperaturen, sind dafür aber genauso effektiv.
Nutzer benötigen ausreichend Platz für die Übergabestation und müssen im Versorgungsgebiet liegen, um sich ans Fernwärmenetz anschließen zu lassen. Dafür werden Zu- und Ableitungsrohre verlegt und an das Heizsystem im Haus angeschlossen. Beim Verbraucher gibt es dann häufig einen Wasserspeicher, der für Warmwasserbereitung und Heizung verwendet wird – dieser sollte regelmäßig auf mindestens 60 °C erhitzt werden, um Bakterien abzutöten.
Was kostet das Heizen mit Fernwärme?
Da die Fernwärme in Deutschland in Monopolstrukturen aufgestellt ist, sind Verbraucher leider nicht flexibel in ihrer Anbieterwahl. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass die Anbieter die Preise diktieren und Sie den Anbieter nicht wechseln können. Jeder Anbieter kann durch die fehlende Marktregulierung eigene Preise festlegen. Schätzungen der Verbraucherzentrale zufolge gibt es etwa 100 Unternehmen, die die Fernwärmeversorgung anbieten – der Großteil davon wird von den Stadtwerken übernommen, die für die Fernwärmeanschlüsse der Haushalte verantwortlich sind. Die Preisgestaltung der Energieversorger und die Belieferung der Haushalte wird seit 2022 vom Bundeskartellamt überwacht. Das Kartellamt hat damit die Missbrauchsaufsicht und sichert die faire Preisverteilung der Wärmelieferung und Warmwasserbereitung.
Fernwärmeverträge werden in der Regel für mehrere Jahre abgeschlossen – in vielen Fällen wird in den Kommunen für bestimmte Grundstücke und Einzugsgebiete beschlossen, dass Fernwärme bezogen wird. Damit stehen Sie als Verbraucher im Anschluss- und Benutzungszwang der Fernwärmeversorgung. Wenn im Wohngebiet nicht Fernwärme als Heizsystem vorgeschrieben wird, haben Sie eine Kündigungsfrist von 9 Monaten. Der Vertrag verlängert sich üblicherweise um weitere 5 Jahre, wenn Sie nicht kündigen. Möchten Sie allerdings vollständig auf erneuerbare Energien umsteigen und können Ihre Pläne dazu schriftlich nachweisen, reduziert sich Ihre Kündigungsfrist auf 2 Monate.
Die Kosten für Fernwärme addieren sich aus dem Grundpreis und dem Arbeitspreis. Der Grundpreis, oder auch Leistungspreis, wird aus den Kosten für das Kraftwerk sowie für das Fernwärmesystem errechnet und wird jährlich gezahlt. Der Arbeitspreis ist die eigentliche Wärme, die pro Kilowattstunde verbraucht wird. Hinzu kommen die einmaligen Installationskosten, die anfallen, wenn das Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen wird.
Gibt es laufende Kosten?
Laufende Kosten für Fernwärme werden über den Arbeitspreis berechnet. Anteilig gesehen macht der Arbeitspreis drei Viertel der Gesamtkosten für den Fernwärmebezug aus, während der Grundpreis bei einem Viertel liegt.
Als Verbraucher haben Sie die Möglichkeit, einmal im Jahr eine Anpassung der Leistung zu fordern – so können Sie Ihre Fixkosten etwas senken. Der Anbieter ist dann verpflichtet, seine Leistung, also die maximal bereitgestellte Wärmemenge, anzupassen und diese Änderung auf Ihren Arbeitspreis anzuwenden.
Seit dem 1. März 2023 gilt die Preisbremse für Fernwärme – ähnlich wie für Gas gibt es jetzt einen festgelegten Bruttopreis für den Großteil Ihres Verbrauchs (80 %). Dieser liegt bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde. Hinzu kommt die Anpassung der Umsatzsteuer, die vorerst bis Ende März 2024 bei 7 statt bei 19 % liegt.
Welche Vor- und Nachteile hat Fernwärme?
Die Wärmeversorgung mit Fernwärme ist unkompliziert und besonders in dicht besiedelten Gebieten wie Neubau-Quartieren lukrativ. Heizen mit Fernwärme im Ein- oder Mehrfamilienhaus spart Platz, da kein eigenes Heizsystem installiert oder Brennstoffe besorgt werden müssen. Der Fernwärme-Hausanschluss wird staatlich gefördert und von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) subventioniert. Mindestens 30 % und maximal 70 % der Kosten werden Ihnen bezuschusst.
Was sind die Alternativen zu Fernwärme?
Da Fernwärme in vielen Kraftwerken als Beiprodukt der Stromproduktion gewonnen wird, muss zur eigentlichen Wärmeerzeugung kein CO₂ freigesetzt werden. Das bedeutet, dass der ohnehin genutzte Brennstoff besonders effektiv genutzt wird. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien und anderen großflächig angelegten, erneuerbaren Heizkraftwerken ist Fernwärme in naher Zukunft klimaneutral.
Da beim Transport der Wärme allerdings immer ein Teil verloren geht, eignet sich Fernwärme hauptsächlich für Mehrfamilienhäuser oder Gegenden mit hoher Siedlungsdichte. Alternativ können Verbraucher auch auf Wärmepumpen, eigene Hybrid-Heizungen mit Solarthermie oder Pelletheizungen umsteigen.
Mit Enter zu umweltfreundlichen Heizmethoden beraten lassen
Unsere erfahrenen Energieeffizienz-Experten beraten Sie kompetent zu den verschiedenen Heizungsalternativen für Ihren Haushalt. Bei Fragen zu Energieeffizienz Ihrer Heizungsanlage, Wärmeerzeugung mit erneuerbaren Energien, Energie sparen und energetischer Sanierung stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung – wir helfen Ihnen, im Rahmen eines iSFP einen Förderantrag bei der KfW zu stellen, damit Sie garantiert die maximale Fördersumme ausgezahlt bekommen. Melden Sie sich noch heute über unsere Energieberatung und vereinbaren Sie kostenlos ein Erstgespräch!
Fernwärme: Die umweltschonende und zukunftsfähige Art der Wärmeversorgung
Der Anschluss ans Fernwärmenetz bedeutet Investition in nachhaltiges Heizen. Über ein Rohrleitungsnetz werden angeschlossene Haushalte zuverlässig das ganze Jahr über mit Wärme und Warmwasser versorgt. Die Wärmeerzeugungsanlagen und Heizwerke sind darauf ausgelegt, in der Zukunft mit erneuerbaren Energien zu funktionieren und werden damit klimaneutral. Indem Verbraucher sich schon jetzt an das Fernwärmenetz anschließen lassen, ist ihnen grünes Heizen in der Zukunft garantiert.
Wenn Sie noch unsicher sind, wie Sie Ihren Wärmebedarf am besten decken können, können Sie ganz einfach online Kontakt mit unseren Energieberatern aufnehmen und einen individuellen Sanierungsfahrplan aufstellen lassen. Mit Enter wird Ihre Wärmeversorgung sicher und schnell grün.
FAQs
Was versteht man unter Fernwärme?
Fernwärme bezeichnet die zentrale Erzeugung von Wärme in einem Heizkraftwerk und ihre Verteilung über ein Netzwerk von isolierten Rohrleitungen an verschiedene Verbraucher. Dabei wird meist Abwärme aus industriellen Prozessen oder Kraftwerken genutzt, um Wasser zu erhitzen. Die Wärmeenergie wird dann über das Fernwärmenetz an Wohnhäuser, Büros oder öffentliche Gebäude geliefert, wo sie zur Raumheizung oder zur Bereitstellung von Warmwasser verwendet wird.
Was kostet das Heizen mit Fernwärme?
Die Kosten für das Heizen mit Fernwärme können je nach Standort, Anbieter und individuellem Verbrauch variieren. Der Preis für Fernwärme wird in der Regel auf Basis von Verbrauchseinheiten wie Kilowattstunde (kWh) berechnet. Die genauen Preise werden vom Fernwärmeversorger festgelegt und werden aus Grundpreis und Arbeitspreis zusammengesetzt.
Sind die Kosten für Fernwärme im Vergleich zu anderen Heizungsarten niedriger?
Die Kosten für Fernwärme im Vergleich zu anderen Heizungsarten können niedriger sein, da sie oft aus effizienten Kraftwerken oder Industrieanlagen stammt. Dadurch können Fernwärmeversorger günstigere Preise anbieten. Die genauen Kosten variieren jedoch je nach Standort und individuellem Verbrauch.
Welche Vorteile bietet das Heizen mit Fernwärme?
Das Heizen mit Fernwärme bietet Vorteile wie die effiziente Nutzung von Abwärme, bequeme zentrale Versorgung ohne eigene Heizungsanlage, Wegfall von Brennstofflagerung und -kauf, Umweltfreundlichkeit durch Einsatz erneuerbarer Energien, niedrigere Emissionen, flexible Wärmenutzung für Heizung und Warmwasser in Wohn- und Gewerbegebäuden.
Gibt es auch Nachteile beim Heizen mit Fernwärme?
Potenzielle Nachteile beim Heizen mit Fernwärme umfassen die Abhängigkeit von einem zentralen Versorger, möglicherweise höhere Kosten je nach Standort und Verbrauch, notwendige Anpassungen an der Heizungsinfrastruktur, und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Fernwärmequelle, um Umweltauswirkungen zu minimieren.
Wo kann ich mich am besten zu Möglichkeiten der Nutzung von Fernwärme in meiner Stadt informieren?
Informationsquellen zur Nutzung von Fernwärme in Ihrer Stadt können die Webseite Ihres Energieversorgers, lokale Stadtwerke oder kommunale Websites sein. Dort finden Sie Informationen über das vorhandene Fernwärmenetz, Anschlussmöglichkeiten, Vorteile, Kosten und eventuelle Förderprogramme. Bei Fragen können Sie auch direkt Kontakt mit dem Energieversorger oder den Stadtwerken aufnehmen.
Was lohnt sich wirklich?
Wofür gibt es Fördermittel?
27 Seiten kompaktes Wissen